let’s talk about - parlons de
korbmacher-museum
art & campus - kulturelle bildung art & artisanat
was ist kunst? wenn ich es wüsste, würde ich es für mich behalten. (pablo picasso)
KORBMACHER-MUSEUM BEVERUNGEN-DALHAUSEN
Fünf vor Zwölf
Die letzte Ausstellung
Impressionen von der Vernissage am 28. September 2025
© text & fotos: franz goder
GERMANY / ALLEMAGNE / NRW / Beverungen-Dalhausen
„DAS KANN DOCH WOHL NICHT WAHR SEIN“ wird sich so manche Besucherin und mancher Besucher dieser Vernissage gesagt haben. 30 Jahre ambitionierte Ausstellungsangebote im Korbmacher-Museum Dalhausen mit insgesamt unglaublichen 113 Ausstellungen, die der Heimatverein mit vielen Ehrenamtlichen und Kooperationspartnern realisiert hatte, sollen jetzt ihr Ende gefunden haben? So ist es beschlossen. Der Heimatverein hat den Vertrag mit der Stadt Beverungen gekündigt. Nach drei Jahrzehnten als Leuchtturm in der Region und über die Region hinaus wird dieser lebendige Ort für Dorfgeschichte, Kultur und Kunst in der bisherigen Form nicht weiter bestehen.
GESTALTUNGSAUFTRAG FÜR JEDE GENERATION
Jürgen Böker stellte in seiner Begrüßungsrede die 113. und damit letzte Ausstellung des Heimatvereins Dalhausen in einen grösseren Zusammenhang. Bezeichnenderweise sei der treffende Titel der Ausstellung „fünf vor zwölf“ und „mit drei Dalhausener Künstlern und zwei regionalen Künstlern wird noch einmal ein kreativer Kunstkreis zu sehen sein. Der Heimatverein hat nach 31 Jahren ehrenamtlicher Arbeit im Korbmacher-Museum Dalhausen den Kooperationsvertrag mit der Stadt Beverungen zum 31.12.2025 gekündigt“.
Wenn man von 1994 bis 2025 zurückblicke, sähe man drei Jahrzehnte voller Wandel.
Politisch von Nelson Mandela und dem Euro über 9/11, die Corona-
Pandemie bis hin zum Krieg in der Ukraine.
In der Medizin vom Klonschaf „Dolly" über die Entschlüsselung des
menschlichen Erbguts bis zu den Impfstoffen gegen COVID-19 und den heutigen Möglichkeiten der KI-Diagnostik.
Im Sport vom „Sommermärchen" 2006 bis zu Olympischen Spielen, die uns immer wieder begeistert haben. Und in der Technik: vom ersten Windows und Google bis zum Smartphone und zur Künstlichen Intelligenz, die heute unseren Alltag prägt.
Diese Zeit zeige, so Jürgen Böker weiter, die Welt verändere sich rasant - und jede Generation habe die Aufgabe, ihre Zukunft mutig zu gestalten. Der Titel dieser letzten Ausstellung sei bewusst gewählt: „Er klingt nach Dringlichkeit, nach Aufbruch, nach Abschied – und genau das soll er auch: ein Innehalten hervorrufen. Die Uhr steht nicht still, doch sie zeigt einen Punkt, an dem man zurückblickt – und voraus“.
DANK AN ALLE DIE ÜBER DIE JAHRE MITGEWIRKT HABEN
Diese Ausstellung sei aber auch ein Zeichen des Dankes: An alle, die über die Jahre mitgewirkt haben – mit Ideen, mit Kraft, mit Herz. An die zahlreichen Ehrenamtlichen, ohne deren Einsatz vieles gar nicht
möglich gewesen wäre. An alle Menschen und Familien, alle Firmen und Mäzene, die stetig unterstützt haben, ob mit Geld- oder Sachspenden oder an schweren Tagen mit Rat und Zuversicht.
An die Künstlerinnen und Künstler, die neue Perspektiven eröffnet haben. Und an die Besucherinnen und Besucher, die gezeigt haben: Kunst braucht Öffentlichkeit – auch und gerade im ländlichen Raum.
„Fünf vor zwölf“ ist kein Schlusspunkt im klassischen Sinne. Es ist ein bewusst gesetzter Moment, der diese MUSEUMSARBEIT in Dalhausen würdigt – und vielleicht Spuren hinterlässt, die weiterwirken.
Der Heimatverein Dalhausen sage Danke - für 31 erlebnisreiche und erfüllende Jahre im Korbmacher-Museum.
Der Dank gelte auch allen Dalhauserinnen und Dalhausern, den vielen treuen Besucherinnen und Besuchern aus nah und fern sowie Allen, die das Engagement unterstützt, begleitet und mitgetragen haben. Mit Freude, Herzblut und im Ehrenamt haben alle dieses Museum über drei Jahrzehnte hinweg lebendig gestaltet - „für unser Dorf, seine Geschichte und die Menschen, die sich dafür interessieren“.
Hubertus Grimm
überbrachte als Bürgermeister der Stadt Beverungen und als Kooperationspartner Grüße und zeigte sich begeistert über die vielen Jahrzehnte engagierter Aktivitäten des Korbmacher-Museums. Er erinnerte an gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen in der langen Zeit und sprach dabei besonders Jürgen Böker als Vorsitzenden des Heimatvereins an.
5 vor 12 - FÜNF MENSCHEN STELLEN AUS - WELTUNTERGANG FÄLLT AUS
Diese Ausstellung zeigt einen Ausschnitt aus der Vielfalt künstlerischer Auseinandersetzungen und Ergebnisse dieser Prozesse. Fünf Menschen zeigen die Ergebnisse eines langen Lebens mit der Kunst, entweder als Kunstschaffende wie Ingrid Heuchel und Heiner Düsterhaus oder als Kunstsammelnde wie Vater Heiner und Sohn Frank Hussong. Ein zusätzliches Highlight ist die Installation „Zeitkornhaus“ von Gerhard Anke. Und keine Angst bei 5vor12 - positiv denken - die Apokalypse bleibt aus.
INGRID HEUCHEL
DIE GLASKÜNSTLERIN AUS BELLERSEN
Die südlich von Münster geborene Glaskünstlerin Ingrid Heuchel hat schon in früher Jugend ihre Leidenschaft für die künstlerische Arbeit mit Glas entdeckt.
Grundlagen für ihre spätere künstlerische Tätigkeit erarbeitete sie sich durch ihre handwerkliche und künstlerische Ausbildung zur Kunstglaserin und Glasmalerin in der Werkstatt und dem Atelier des Glaskünstlers Wilhelm Rengshausen in Lünen und an der Werkkunstschule Dortmund.
Die Künstlerin Ingrid Heuchel vom Kreativhof in Brakel-Bellersen erschafft in intensiven Arbeitsprozessen Glaskunst. Ihre besonderen Bleiverglasungen und Glasskulpturen findet man in vielen öffentlichen Räumen. Sie veranstaltete über 25 Jahre im Kreativhof in Bellersen Glaskunstwochen mit Teilnehmern aus ganz Europa.
Arrangieren und Visualisieren - Viele Wege führen zu Ergebnissen, nur ein Ergebnis kann vor den Augen der Künstlerin bestehen. Ingrid Heuchel ist bei ihren eigenen Schöpfungen sehr kritisch. Am Arbeitsplatz wird Glas in die richtige Form gebracht, es wird in einem Rahmen farblich arrangiert, verworfen und wieder neu gesetzt. Eine Glasskulptur zum Beispiel soll in Farbe und Form perfekt sein, sie soll leuchten und die Sinne ansprechen. Nur dann darf sie den Kreativhof Bellersen verlassen.
Ausgangspunkt der Sammlung Hussong war ein hölzernes Auflagenobjekt
von Weltstar Joseph Beuys, das sich an den DIN-Maßen einer Postkarte
orientiert hat und vom Künstler als Kommunikationssymbol verstanden
wurde.
Vater Heiner und Sohn Frank Hussong machten sich die Idee zu Eigen und
begannen eine vielfältige Korrespondenz mit Künstlern.
Niemand konnte ahnen, wie erfolgreich sich diese Idee über Jahre
entwickeln würde.
Auch heute noch schicken sie Rohlinge an Künstler, deren Arbeiten ihnen aufgefallen sind. Im Laufe der vergangenen 35 Jahre wuchs diese Sammlung auf unglaubliche 650 Exemplare und namhafteste Künstler wie z.B. Loriot, Christo, Ottmar Alt, Gerhard Richter, Günter Uecker oder die regionalen Künstler wie Dierkes, die Behres, Zlatkow, Holtgreve, Webel und viele mehr sind in dieser Sammlung vertreten. In dieser Ausstellung werden die letzten ca. 80 Holzpostkarten ausgestellt.
HEINER DÜSTERHAUS
DER GLASKÜNSTLER AUS BAD DRIBURG
Der Künstler Heiner Düsterhaus präsentierte im Korbmacher Museum Dalhausen Glaskunst der besonderen Art. Wer schon einmal in einer Glasbläserei wie z.B. in Bad Driburg oder in Murano gesehen hat, wie aus einem erhitzten Glasklumpen Behälter oder Figuren entstehen wird erstaunt die einzigartigen Arbeiten von Heiner Düsterhaus bewundern. Düsterhaus: „Ich verschmelze Gold und Platin mit Glas. In den letzten Jahren sind sehr vorsichtig auch Farben dazugekommen. In der Fachwelt wird dieses Vorgehen als Fusingtechnik bezeichnet“. Der Arbeitsprozess beginne mit übereinander gelegten Scheiben aus normalem Fensterglas. Was dann über mehrere Arbeitsschritte in einem kreativen Prozess als fertiges Kunstobjekt entsteht, spricht die Sinne an und begeistert.
Der in Paderborn geborene Glaskünstler Heiner Düsterhaus verbrachte von 1964 bis 1970 seine Ausbildungs- und Gesellenzeit bei seinem Lehrherren, Glasmaler Enrico Zappini, Paderborn. Er bildete sich parallel von 1967 bis 1970 in einem freien Zeichenstudium bei Hannes Pink weiter. Von 1970 bis 1972 besuchte der Künstler die Glasfachschule in Hadamar, wo er die Meisterprüfung ablegte. Von 1972 - 2011 war er als Glasdesigner in der Industrie tätig; seit 1978 unterhält er eine eigene Werkstatt.
GERHARD ANKE UND DER KAMPF MIT DER ZEIT
UNGEWÖHNLICH - ABER WAHR - DIE SKULPTUR „ZEITKORNHAUS“
Jürgen Böker als Kurator der Ausstellung erzählte dazu folgende Geschichte:
„Vollkommen ungewöhnlich, aber wahr, ist das Objekt „das Zeitkornhaus“, eine Skulptur des in Berlin lebenden Gerhard Anke. Anlässlich eines Besuches im Heimatort Dalhausen traf er sich wie gewohnt im Korbmacher-Museum mit mir. Im üblichen Austausch über die aktuellen Lebenssituationen erfuhr ich auch erstmalig von dem geheimnisvollen Objekt „Zeitkornhaus“ das u.a. mit 3 Minutenzeigern arbeitet und rückwärts läuft. Sofort schlug ich Gerhard Anke eine Ausstellungsbeteiligung vor. Diese außergewöhnliche Skulptur stellt Gerhard Anke jetzt hier erstmalig in Dalhausen aus und ihr werdet unglaubliche, notwendige und interessante Informationen darüber erfahren,“
In einem humorvollen Vortrag und später am Objekt berichtete Gerhard Anke von seinen schweren philosophischen Auseinandersetzungen mit dem Phänomen Zeit. Er habe zum Beispiel die Uhr zunächst rückwärts laufen lassen. Das führte jedoch bei längerem Nachdenken über die Konsequenzen zu negativen Emotionen. So habe er sich entschlossen, die Uhr vorwärts laufen zu lassen. Die daraus folgenden Gedanken hätten dann zu positiven Emotionen geführt (oder so ähnlich). Die Kunstinstallation stellte für die interessierten Besucherinnen und Besucher der Vernissage eine interessante Herausforderung dar.
Gerhard Anke wurde in Dalhausen geboren, machte eine Lehre als Werkzeugmacher und zog 1968 nach Berlin. Er arbeitete dort u.a. als Gitarrenlehrer an der Musikschule Neukölln und gründete im Jahr 2000 die Firma „Plek“. Rocklegenden aus aller Welt, die in Berlin auftreten, lassen ihre Gitarren mit Maschinen der Firma PLEK optimieren. Weltstars wie z.B. Eric Clapton, Paul McCartney und Bryan Adams erhielten mit Hilfe der Firma Plek ihre Gitarren mit perfektem Klang zurück.
MUSIK TRIFFT KUNST - „Duo ReSet“ mit Ulla Elsner & Elmar Rüther
Sie begeisterten mit ihren Interpretationen bekannter Songs die Gäste der Vernissage im Korbmacher Museum. Mit ihren ausdrucksstarken Stimmen und ihrer Gitarrenperformance begleiteten sie die Ausstellungseröffnung zu „FÜNF vor ZWÖLF“. Die Songs trafen die Stimmung der Veranstaltung und spiegelten zum Teil auch den aktuellen Zeitgeist.
Die folgenden zwei Songs wurden in reduzierter Tonqualität als Live-Beispiele ausgewählt, um die Begeisterung des Autors dieser Zeilen für die eindrucksvollen Darbietungen zu unterstreichen.
„Duo ReSet“ MUSIK-HIGHLIGHT - 2 Beispiele
Der Kerngedanke von Bob Dylans Song „The Times They Are A-Changin’“ aus dem Jahr 1964 ist die unaufhaltsame Veränderung gesellschaftlicher, politischer und kultureller Verhältnisse. Der Song ruft dazu auf, diese Veränderungen
anzunehmen, da sie unausweichlich sind, und warnt davor, sich ihnen zu
widersetzen.
Der Kerngedanke von Hannes Waders „Wer weiß, was uns die Zukunft
bringt“ (eine Adaption von „Auld Lang Syne“ aus 1976) ist die Ungewissheit
der Zukunft inmitten bedrückender Weltgeschehnisse. Der Song mahnt
zur Bescheidenheit gegenüber Ungleichheiten im Leben – manche
kämpfen vergeblich, andere erreichen Ziele mühelos – und appelliert an
Freunde, Unterschiede vorübergehend zu vergessen, um im Hier und
Jetzt Gemeinschaft zu pflegen.
Ulla Elsner & Elmar Rüther
interpretieren Bob Dylan
„Come mothers and fathers
Throughout the land
And don't criticize
What you can't understand
Your sons and your daughters
Are beyond your command
Your old road is rapidly agin'
Please get out of the new one
If you can't lend your hand
For the times they are a-changin’
Ulla Elsner & Elmar Rüther
sagen über ihre Musik: “Zwei Stimmen, mal eine, mal zwei Gitarren, ein wenig Percussion -die Zutaten für ein abwechslungsreiches Programm … Unsere Lieder sind unsere Vergangenheit und unsere Gegenwart. Wir suchen uns die Lieder, aber oftmals finden sie uns schon vorher“. Wer für diese Vernissage wen gesucht oder gefunden hat - geschenkt. Die kunstinteressierten Besucherinnen und Besucher waren von der Auswahl und der Darbietung begeistert.
KULTURZENTRUM KORBMACHER - MUSEUM
TRADITION UND ZEITGENÖSSISCHE KUNST - DIE LETZTE AUSSTELLUNG
JÜRGEN BÖKER:
„Kulturelle Vielfalt war immer Programm. Diese letzte Ausstellung ist keine leise Verabschiedung. Sie ist ein kraftvoller Abschluss einer langen, leidenschaftlichen Ausstellungsreihe, die regionale wie überregionale Kunst sichtbar gemacht hat.“
ZUM GUTEN SCHLUSS - DAS „FAMILIENFOTO“
Sie zeigten sich sehr zufrieden über die Resonanz zur Vernissage der Ausstellung „fünf vor zwölf“ im Korbmacher-Museum Dalhausen. Heiner Düsterhaus (links/Glaskünstler aus Bad Driburg)), Bürgermeister Hubertus Grimm, Jürgen Böker (Vorsitzender des Heimatvereins Dalhausen), Gerhard Anke (Dalhausen/Berlin), Glaskünstlerin Ingrid Heuchel aus Bellersen und Kunstsammler und Förderer Heiner Hussong. Sie schauen jedoch auch mit etwas Wehmut auf die Veranstaltung, da es durch die Kündigung des Pachtvertrages mit der Stadt Beverungen zum Ende des Jahres die letzte ihrer Art unter der engagierten Regie des Heimatvereins Dalhausen war.
KULTURZENTRUM KORBMACHER - MUSEUM
TRADITION UND ZEITGENÖSSISCHE KUNST - NACHBETRACHTUNG
Der Autor dieser Seite und weiterer Seiten auf dieser Artcamp-Plattform hat sich in der Nachbetrachtung des engagierten Einsatzes des Heimatvereins Dalhausen für die Dorfgemeinschaft und für Förderung der Kultur in der Region und über die Region hinaus spontan dazu entschlossen, einen Songtext zu verfassen.
Dieser Songtext wurde mit den aktuellen Möglichkeiten vertont und stellt den Begriff Heimat in den Mittelpunkt: „Heimat ist nicht nur ein Wort - Erfüllt mit Leben - Bereichert mit Kunst - Wird Heimat zu einem besseren Ort“. Wenn Sie Lust dazu haben, können Sie den Song hier in deutschsprachiger und in englischsprachiger Fassung anhören.
Heimat ist nicht nur ein Wort Home is not just a word
Text von Franz Goder Text by Franz Goder
DENKEN SIE POSITIV UND BLEIBEN SIE ACHTSAM !
mehr aus dem artcamp - archiv
memories DALHAUSEN und die kunstszene !
AUSWAHL AUS DEM ARTCAMP-ARCHIV
das könnte sie auch interessieren bei artcamp
© fotos & texte franz goder 2025 since june 1999 contact: info(at)artcamp.de
artcamp.de - goder’s kulturförderung - menschen - momente - meinungen
Hiermit distanziere ich mich ausdrücklich von allen Inhalten aller gelinkten Seiten auf meiner Homepage
und mache mir diese Inhalte nicht zu eigen. Diese Erklärung gilt für alle auf meiner Homepage angebrachten Links.